General Panel

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General Panel ist eine Kooperation von Thomas Fichtner, Jens Fischer, Katja Heinecke, Reinhard Krehl, Anne König, Silke Steets, Jan Wenzel, Kai Wenzel und Tobias Zielony – Leipziger Künstler/innen und Wissenschaftler/innen aus den Feldern Architektur, Stadt- und Landschaftsplanung, Soziologie, Fotografie, bildende Kunst und Publizistik.
Im Sinne einer "offenen Akademie" nutzt General Panel unterschiedlichste Medien, Handlungsstrategien und Formate, um – über disziplinäre Grenzen hinweg – zur Plattform für eine gemeinsame Wissensproduktion zu werden, die disparate Perspektiven und Erfahrungen bündelt, Wissen sammelt, zur Verfügung und zur Diskussion stellt.
Im Rahmen des Projektes "Heimat Moderne. Experimentale 1, Leipzig 2005", das der Verein Experimentale e. V. in Kooperation mit der Kulturstiftung des Bundes durchführt, plant General Panel zwischen März und September dieses Jahres Publikationen, Veranstaltungen und Interventionen im städtischen Raum, die sich in drei thematischen Panels an signifikanten Orten der Moderne in Leipzig organisieren.

Panel I: "Zeitkonzepte der Moderne"
Der Soziologe Zygmunt Bauman schreibt: "Die Moderne ist das Zeitalter, in dem die Zeit eine Geschichte hat." Zeit ist ein praktisches Orientierungs- und ein effektives Ordnungsmittel, um das Zusammenleben in der Gesellschaft zu organisieren, aber auch ein Imaginationsfenster in Richtung Zukunft und Vergangenheit.
Die Veranstaltungen des ersten Panels nähern sich aus unterschiedlichen Richtungen den Zeitkonzepten der Moderne: ein Science Fiction-Hörspiel für den Stadtraum verbindet das Thema der Zeitreise mit dem der fragmentierten Zeit- und Selbstwahrnehmung flexibler Arbeit. Während der Buchmesse setzt eine Hörspiel-Lounge in den Räumen der Galerie für Zeitgenössische Kunst das Thema mit einer Reihe zeitgenössischer Hörspiele, u. a. von Kathrin Röggla, fort.
Einen anderen Schwerpunkt zum Aspekt "Zeit" setzen vier inszenierte Stadtführungen "Provisorien. Urbane Konzepte für Zwischenzeiten." im April und eine Publikation, die im September präsentiert wird: In ihnen geht es um Provisorien – Bebauungen, Situationen und Lösungen, die nur für einen bestimmten Zeitraum konzipiert sind. Das Provisorium ist dabei sowohl als Grenzfall der Moderne – das Scheitern einer vollkommenen und planvollen Stabilität – als auch als ihr Idealfall – eine immer wiederkehrende Tabula rasa – zu verstehen. Ausgangspunkt für diese Arbeiten sind Recherchen zu baulichen Zwischenlösungen im Leipziger Stadtraum.

Panel II: "Protestkultur"
Leipzig verfügt über eine reiche Geschichte von Protestkulturen: angefangen bei der sozialdemokratischen Arbeiterbewegung, deren Gründungsort Leipzig ist, über die erste Frauenbewegung bis hin zu den Montagsdemonstrationen, die den Umbruch im Herbst 1989 auslösten. Das Panel sammelt ausgewählte Beispiele dieser Geschichte lokaler Selbstorganisation in einem Protestatlas.
Unter dem Titel "Protest Academy" geht die in London lebende Künstlerin Paula Roush im Mai in einen mehrtägigen Workshop auf die Suche nach aktuellen Bezügen und Möglichkeiten von Kritik im Leipziger Stadtgefüge. Zu diesem Zusammenhang findet im Mai außerdem ein Kurz-Symposium statt.
"Der Ort des Nein ist ungewiss geworden", schreibt der Globalisierungskritiker Brian Holmes. Wie sind Widerstand, Protest und Kritik unter spätkapitalistischen Bedingungen möglich? Wann hat Protest mehr als nur eine kurzzeitige emotionale Relevanz? Und was kommt nach dem Protest? Antworten auf diese Fragen erhofft sich der bundesweit ausgeschriebene Kurzfilmwettbewerb "replay: Resist!". Bei einer öffentlichen Preisverleihung Anfang Juli werden die besten Ergebnisse in einer Open-Air-Veranstaltung auf dem Augustusplatz gezeigt.

Panel III: "Moderne Gefühle"
Der letzte Veranstaltungskomplex widmet sich dem Umgang mit zwei konkreten Bauten bzw. Gebäudekomplexen der sozialistischen Moderne in Leipzig: den 10-geschossigen Wohnscheiben am Brühl sowie dem Robotron-Gebäude.
Eine Ausstellung wird das Spannungsverhältnis zwischen seriellem, auf genormte Bedürfnisse ausgerichteten Wohnraum und dessen individueller Nutzung und Gestaltung thematisieren. Mit einer Dokumentation der materiellen Spuren, Alltagsgegenstände und Nutzungspraktiken in den Wohnräumen und Gemeinschaftseinrichtungen soll den Modernitätsvorstellungen und deren Wandel nachgespürt werden. Das 1970 fertig gestellte Robotron-Gebäude, das als EDV-Aus- und Weiterbildungszentrum fungierte und zeichenhaft die Zukunftsindustrie "Rechentechnik" in der Stadt verortete, wird von General Panel u. a. mit einer Paternoster-Tour bespielt.
Als ein Versuch, den Prozess des Umbaus der Leipziger Innenstadt stärker in der öffentlichen Wahrnehmung zu verankern, ist in diesem Panel geplant, mit der Galerie für Zeitgenössische Kunst einen Modellwettbewerb auszuschreiben.

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